Häufige Fragen zu Impfungen
Impfungen sind ein wichtiger Schutz für Kinder und Erwachsene vor gefährlichen Infektionskrankheiten. Sie führen zu einer Bildung von Antikörpern, ohne die Leiden einer Erkrankung. Die Wirksamkeit von Impfungen ist wissenschaftlich belegt und zeigt sich an der deutlichen Reduktion von Krankheiten wie Hämophilus influenzae Typ B oder Masern nach Einführung der Impfung. Verbesserte Hygiene und medizinische Versorgung tragen zwar ebenfalls zur Reduktion von Infektionskrankheiten bei, jedoch wirkt sich die Impfung direkt und nachweislich auf den Rückgang von Krankheiten aus. Entgegen weit verbreiteten Mythen bestehen keine Zusammenhänge zwischen Impfungen und Krankheiten wie Autismus oder SIDS. Auch die Befürchtung einer Überlastung des Immunsystems durch Impfungen ist unbegründet. Die Forschung und Entwicklung von Impfstoffen erfordert hohe Investitionen, die hauptsächlich von Pharmaunternehmen getragen werden, jedoch unterstützen auch Organisationen wie die WHO und die Bill & Melinda Gates Foundation wichtige Impfkampagnen.
Nein. Durch die Impfung bildet der Körper gleich wirksame Antikörper, wie beim Durchmachen der Krankheit. Da eine Krankheit immer mit Schmerzen bzw. Leiden verbunden ist, ersparen Sie Ihrem Kind viel - wenn es geimpft ist. Das ist aber nicht das einzige Argument, das für eine Impfung spricht. Gegen viele gefährliche Infektionserkrankungen gibt es - weder in der Schulmedizin noch in der Alternativmedizin - wirksame Medikamente. Kommt es zu einer Erkrankung oder sogar zu Komplikationen (Link streichen?), können nur noch die Symptome gelindert werden, die Krankheit selbst ist meist nicht ursächlich behandelbar. Es können sogenannte „Defektheilungen" erfolgen, das heißt, dass Schäden wie Lähmungen, Taubheit u.ä. bleiben. Das lässt sich verhindern - wenn man rechtzeitig impft!
Dass es heute lebenswichtige Impfungen überhaupt gibt, verdankt die Menschheit eigentlich indischen Kühen und deren Melkern. Diese entdeckten bereits 1500 v. Chr., dass sie selten oder gar nicht an den echten Pocken erkrankten, wenn sie sich mit Kuhpocken ansteckten. Gezielt entwickelt und eingesetzt wurde ein Impfstoff erstmals 1796 vom englischen Arzt Edward Jenner, der einen gesunden Buben zuerst mit dem Inhalt einer Kuhpockenblase und sechs Wochen später mit dem Inhalt von menschlichen Pockenblasen infizierte. Das Kind erkrankte nicht an den gefürchteten Pocken. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die wissenschaftliche Erforschung und Herstellung von Impfstoffen mit gereinigten Bakteriengiften (Diphtherie und Tetanus) oder abgetöteten Bakterien (Typhus, Cholera, Keuchhusten). Derzeit sind in den Industrieländern mehr als 30 Impfstoffe in ständigem Gebrauch. Etwa 300 unterliegen permanenten Tests. Die Wirksamkeit der Impfungen lässt sich anhand konkreter Beispiele zeigen. So sind z.B. die Erkrankungen infolge Hämophilus influenzae Typ B (HIB) nach Einführung der Impfung in Österreich (1991) fast verschwunden, davor wurden etwa 100 pro Jahr verzeichnet. Umgekehrt zeigte sich immer wieder eine rasche Rückkehr der Erkrankungsfälle nach Aussetzen einer Impfung, z.B. der Pertussis-Impfung in Japan. Auch ein Ländervergleich kann eindrucksvoll die Wirksamkeit einer Impfung veranschaulichen, wie das Beispiel FSME (
Link BM: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zeigt.
Verbesserte sozio-ökonomische Bedingungen, bessere medizinische Versorgung und medizinischer Fortschritt (z.B. Antibiotika-Entwicklung) haben zweifellos einen positiven Einfluss auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten und die Überlebensrate der Erkrankten.
Die genauere Betrachtung des Auftretens und der Häufigkeit von Infektionskrankheiten über die Jahre hinweg lässt allerdings wenig Zweifel an der direkten Auswirkung der Impfungen auf den Rückgang der Krankheiten und deren Folgen. So zeigt sich z.B. ein nachhaltiger Rückgang von Masern- oder „Hämophilus influenzae Typ B"-Fällen erst nach der verbreiteten Einführung der Impfungen (1963 bzw. 1990). Andererseits kam es nach Aussetzen von Impfprogrammen zu starken Zunahmen der Erkrankungen und zum Ausbruch von Epidemien (z.B. Diphtherie in den ehemaligen Sowjetstaaten in den 90er Jahren oder in Großbritannien, Schweden und Japan nach Aussetzen der Keuchhustenimpfung in den 70er Jahren).
Seit es Impfungen gibt, tauchen immer wieder Vermutungen auf, bei denen einzelne Impfstoffe in Zusammenhang mit diversen Krankheiten gebracht werden. Dabei handelt es sich meist um komplexe Krankheiten (z.B. Autismus, Multiple Sklerose, Diabetes), für deren Entstehung, abgesehen von erblichen Risikofaktoren, die Ursachen weitgehend unbekannt sind. Diese Vermutungen stützen sich oft auf weltanschauliche Überlegungen oder auf Hypothesen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Vieles spricht für sogenannte Autoimmunkrankheiten oder „slow virus"-Infektionen („schleichende" Virusinfektionen). Damit sind theoretische Überlegungen verbunden, dass Impfungen wie Komplikationen bei der natürlichen Krankheit auch zumindest als Auslöser mit in Frage kommen. Solche Hypothesen werden von den Behörden und der Wissenschaft sehr ernst genommen und in umfangreichen wissenschaftlichen Studien abgeklärt. Aufgrund dieser Studien weiß man heute, dass:
- die Keuchhusten-Impfung nicht zum plötzlichen Kindstod (SIDS) führt und auch keine bleibenden Hirnschäden verursacht,
- die Hepatitis-B-Impfung nicht die Ursache der Multiplen Sklerose ist,
- die Masern-Impfung keinen Autismus verursacht,
- die Impfung gegen Hirnhautentzündung nicht zu Diabetes führt und
- Impfungen nicht für den weltweiten Anstieg von allergischen Erkrankungen verantwortlich sind.
Selbst wenn solche großen Studien im seltenen Einzelfall einen Zusammenhang nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen können, fällt die Nutzen-Risiko-Analyse eindeutig zugunsten der Impfempfehlung aus.
(siehe dazu auch: Paul-Ehrlich-Institut: Multiple Sklerose und Impfungen)
Nein. In zahlreichen Vergleichsstudien konnte kein Unterschied zwischen geimpften Kindern und solchen, die z.B. eine Maserninfektion durchgemacht haben, gefunden werden. Aus dem Vergleich von Kindern aus der ehemaligen DDR mit den bundesdeutschen oder zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und zwischen Land- und Stadtkindern wurde die sogenannte „Hygienehypothese" entwickelt: Kinder, die in allzu reinlicher, „künstlicher" Umgebung aufwachsen, haben ein höheres Risiko für allergisch bedingte Krankheiten. Deren Immunsystem scheint quasi unterfordert zu sein. Kinder, die häufiger Kontakt zu im Allgemeinen harmlosen Umweltkeimen haben (z. B. Bauernkinder), scheinen hingegen „abgehärtet" zu sein. Eine wichtige Rolle spielt dabei höchstwahrscheinlich das riesige Abwehrsystem im Darm mit Lymphzellen und „physiologischer" Bakterienflora.
Das heißt aber nicht, dass Kinder unpasteurisierte Milch trinken sollen. Es ist auch wichtig, dass sich Kinder nach dem Streicheln von Tieren vor dem Essen die Hände waschen: Es gibt nämlich immer noch sehr ernsthaft verlaufende, von Tieren auf Menschen übertragene Infektionserkrankungen, die von Erregern wie z.B. EHEC (Entero-hämorrhagische Escherichia Coli) oder Campylobacter und natürlich auch von Parasiten verursacht werden. Vernünftigerweise wird die Darmabwehr daher lieber durch Joghurt angeregt. Es gibt auch bereits erfolgversprechende Studien mit sogenannten Probiotika, die - schon in der Schwangerschaft genommen - als Allergievorbeugung für das Neugeborene effektiv sein könnten.
Nein. Es gibt keine Hinweise darauf, dass mehrere Impfungen unser Immunsystem überlasten, selbst wenn sie gleichzeitig verabreicht werden. Das menschliche Immunsystem wird ständig mit einer großen Anzahl verschiedener Antigene in unserer Umgebung konfrontiert. Gemessen an der riesigen Kapazität des Immunsystems beanspruchen die rund 11 Impfantigene der Gratis-Impfungen gerade einmal ein Tausendstel davon! Dazu kommt noch, dass die „maßgeschneiderten" modernen Impfstoffe mit immer weniger Fremdmaterial auskommen.
Der große Forschungsaufwand und die nötigen Sicherheitsmaßnahmen bei der Impfstoffentwicklung erfordern einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Nur große, multinationale Pharmafirmen verfügen dafür über die nötigen Produktionskapazitäten und das Vertriebsnetz. Im Gegensatz zu einem Medikament gegen z.B. Rheuma oder erhöhte Blutfette erhält ein Impfling (lebenslang) nur eine bis wenige Dosen eines bestimmten Impfstoffes. Die Investitionen „amortisieren" sich daher nur, wenn der Impfstoff entweder relativ teuer oder in großen, mehrjährigen, weltweiten Kampagnen verkauft werden kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt, unterstützt von UNO und UNICEF, Impfkampagnen durch - wobei diese Organisationen wesentlich niedrigere Preise als unsere Apothekenabgabepreise aushandeln können. In kleinerem Maßstab geschieht das auch bei unseren öffentlichen Impfaktionen.
Für die Entwicklung von dringend benötigten neuen Impfstoffen wie z.B. gegen Meningokokken B oder Hepatitis C und vor allem gegen Tropenkrankheiten zum Schutz der Bevölkerung in den Entwicklungsländern ist leider noch viel zu wenig Geld da. Eine der größten privaten Förderinnen von Impfprogrammen in Entwicklungsländern ist derzeit die Bill und Melinda Gates-Foundation.
Der von vielen Ländern, öffentlichen und nicht öffentlichen Einrichtungen, aber auch Non-Profit-Organisationen wie z. B. Rotes Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und privaten Spendern eingeschlagene Weg führt über gemeinsam getragene und kontrollierte Fonds zur Bewertung und Finanzierung eingereichter Forschungsvorhaben. Die Steuerungsaufgabe der öffentlichen Hand (Gesundheits- und Wissenschaftsministerien) wird dabei über sogenannte Private-Public-Partnerships (Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen) wahrgenommen.